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Geistliches Wort

Geistliches Wort

09.11.2017 / Geistliches Wort /
 

Botschaft der Bergpredigt (Seligpreisungen)

"Die Würde des Menschen ist unantastbar" heißt es im l. Paragraphen unseres Grundgesetzes. Dennoch wissen wir alle, dass dieses Grundrecht von sehr vielen missachtet und mit Füßen getreten wird. Die Menschenwürde und die Menschenrechte werden bis auf den heutigen Tag aufs Gröbste verletzt und brutal gebeugt. Gesetze werden von einzelnen Menschen wie auch von ganzen Staatengemeinschaften übertreten und Menschen mit Waffen und durch andere übelste Gewalttaten getötet, gedemütigt, psychisch und physisch verletzt, deportiert und hinter Gittern ·und Mauern
eingekerkert. Die Wunden und Beschädigungen dieser Welt tragen viele Namen und haben unzählige und geschundene Gesichter.

Die Botschaft der Seligpreisungen ist eine Botschaft für alle Menschen, vor allem für die Schwachen, die
Armen, die Gedemütigten, die Traurigen, die Weinenden, für die Verfolgten und für die, die sich für Gerechtigkeit einsetzen und ein Herz haben. Diese Seligpreisungen zeigen uns das Menschenbild jesu und definieren uns das christliche Menschenbild, das bis zur Stunde das Ebenbild Gottes ist und eine nicht nur unantastbare, sondern eine einzigartige und hohe Würde besitzt (vgl. Gen 1,26f). Diese Botschaft stellt die Würde des Menschen in den Mittelpunkt und stellt alle weltlichen Maßstäbe auf den
Kopf, sobald sie mit den Augen jesu gesehen werden.

WIR CHRISTEN STEHEN ZUR BOTSCHAFT DER BERGPREDIGT
Die Seligpreisungen tragen einen hohen Anspruch in sich, sie sind aber nicht realitätsfremd oder zu hoch, um sie nicht anwenden zu können. Die Heiligen standen zu dieser Botschaft, obwohl sie diesen Anspruch erhebt, sie standen für diese Worte Jesu ein, weil es gute, befreiende und vor allem erlösende Worte für den Menschen sind.
Sie zeigen uns wirkliches Leben an und vermitteln Leben. Diese Seligpreisungen müssen aber auch uns Christen heute immer wieder unruhig machen und gleichzeitig auch wach halten, damit wir uns mit der jetzigen Welt nicht zufriedengeben, denn diese Welt, wie sie sich uns heute zeigt, ist mangelhaft. Zu viel ist in dieser Welt nicht in Ordnung und aus dem Gleichgewicht geraten und stellt den Menschen in den Schatten von Gier, Profit, Macht, Konsum und Funktion. Wenn der Mensch da nicht mehr wirtschaftlich funktioniert, hat er verloren und ist wertlos geworden. Das macht diese Welt so krank und reduziert den Menschen, raubt ihm seine Würde, wobei der Mensch doch weit mehr wert ist als Kapital und Können. jesu Blick ist ein anderer als der der Welt. Er sieht tiefer und schaut den Menschen an. Mit diesen Seligpreisungen zeichnet er ein neues Bild von ihm und der Welt. Diese Botschaft würdigt den Menschen, sie würdigt unser ganzes Menschsein, und wir erhalten in diesen Worten einen
Überschuss an Liebe: Die Seligpreisungen sprengen die Kette des Bösen, und Jesus stellt mit ihnen ganz neue Koordinaten des Lebens auf. Das Leben der Heiligen und diese Bergpredigt geben uns eine Orientierung, die wir heute so sehr brauchen. Der Inhalt dieser Predigt ist für uns Christen die Richtlinie für unseren Glauben. Denn dort, wo der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt steht, wo nur noch kapitalistische Marktgesetze und Machtinteressen dominieren, gibt es kein Ansehen, keine Achtung,
keinen Respekt und schon gar keine Liebe mehr. Unsere Welt leidet an einem Mangel an Liebe und ist erkaltet.
Deswegen braucht die Kirche, braucht diese Welt Menschen, Christen, die die tiefe Wahrheit der Seligpreisungen auch leben. Gott sei Dank gibt es die Heiligen, gibt es viele unzählige Menschen, die einen Namen in der Geschichte hatten, und die, die noch namenlos unter uns als Heilige leben. Unsere Welt braucht Frauen und Männer, so wie sie diese zu allen Zeiten hatte, die dieser Bergpredigt Gestalt geben und sie in dieser konkreten Zeit umsetzen. Wer die Seligpreisungen lebt, wird für Überraschungen sorgen, so wie Jesus mit seinem Leben überrascht hat. Wer sich für die
Armen und Schwachen, die Trauernden und Gebeugten einsetzt, wer sich für Frieden und Gerechtigkeit engagiert, den Hungernden zu essen gibt, wer gewaltlos handelt, und vor allem, wer sein Herz einsetzt und Herzlichkeit in sein Tun einbringt, der wird Aufmerksamkeit auf sich und sein Tun lenken, weil es in eine andere Richtung geht, die dem Menschen etwas für sein Leben mitgeben kann.

DIE SELIGPREISUNGEN ERSCHLIESSEN DEN REICHTUM DES LEBENS
Die Zukunft des Christentums hängt auch davon ab, ob diese Seligpreisungen in unserer Welt Wirklichkeit werden. Wir brauchen die Botschaft der Seligpreisungen und ihre sichtbare und spürbare Umsetzung. Sie war in der Welt damals eine ganz neue Botschaft- heute ist sie eine Botschaft gegen das Gefasel der Welt. Jesus ist der vollkommene Mensch, und wir können von ihm lernen. Viele Heilige haben diese Botschaft verstanden und damit die Welt verändert. Papst Benedikt XVI. betont in seinem
ersten )esus-Buch, dass die Heiligen von Paulus über Franz von Assisi bis hin zu Mutter Teresa diese Option der Bergpredigt gelebt und damit das rechte Bild des Menschen und seines Glückes gezeigt haben. Er bezeichnet diese Botschaft als einen wirklichen Höhenweg des Lebens und sagt: "... nur auf dem Weg der Liebe, deren Pfade in der Bergpredigt beschrieben sind, erschließt sich der Reichtum des Lebens, die Größe der menschlichen Berufung."

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Ein Bote der Hoffnung

Ein Bote der Hoffnung

01.11.2016 / Geistliches Wort /
 

von Monsignore Ortwin Gebauer

Ein Bote der Hoffnung

Die Apostelgeschichte und der zweite Paulusbrief an Timotheus (2 Tim 4, 6 – 8. 16 – 18) gewähren uns einen Blick in das Leben des Apostels. Dieses geht bald zu Ende – nach vielen Kämpfen und Enttäuschungen, die er durchstehen musste, zuletzt über die Gemeinde in Rom, die ihn beim Gerichtsverfahren im Stich gelassen und nicht verteidigt hat. Aus den vielen anderen Paulusbriefen können wir sein hartes Leben rekonstruieren. Wir wissen von seinen Folterungen, die er ertragen musste, von den Schiffbrüchen, die er überstanden hat, von den langen Fußmärschen, die er auf sich nehmen musste, um an den verschiedensten Orten das Evangelium zu verkünden (vgl. 1 Kor 4, 11 – 13; 2 Kor 1, 8 – 10; 11,23 -33 ). Paulus hat im Kreis seiner Mitbrüder schwere Auseinandersetzungen gehabt, in denen es um den richtigen Weg der Kirche ging (vgl. Apg 15, 1- 21). Er hat sich mit Petrus angelegt und ihm ins Angesicht widerstanden (vgl. Gal 2, 11- 16). Niemals hat er sich geschont, wenn es um den Glauben ging. „ Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde“, war eines seiner Worte (vgl. 1 Kor 9, 16). Paulus war wirklich ein Kämpfer; und sogar von diesem harten Leben sagt er, dass es ein „ guter “ Kampf war. Wie konnte er das alles durchstehen?

Eine erste Antwort liegt in seiner Gewissheit, dass er nie allein gekämpft hat. Er hat bei all seinem Bemühen gewusst, dass Christus an seiner Seite ist. „ Ich vermag alles in dem, der mich stärkt“ ( Phil 4,13 ), hat er der Nachwelt hinterlassen. Er verstand sich als schwacher Diener, der aus sich nicht viel vollbringen kann. Er konnte mit hoher Intellektualität  zu den Menschen von Gott sprechen, aber vollendet wurde seine Verkündigung durch den, der an seiner Seite war. Viele Worte sind uns von Paulus in seinen Briefen überliefert, in denen er seine Bescheidenheit und Demut zum Ausdruck bringt. „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark “; natürlich meinte er das Starkwerden durch Gott (2 Kor 12, 10 ). Oft setzt Gott gerade bei den Schwachen und Hilflosen an, um mit ihnen seine Ziele zu erreichen. Erstaunlich ist die Sicherheit, mit der der Apostel seinen Lohn erwartet. „ Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird.“ Paulus hat seinen Herrn geliebt, weil er von ihm bis ins Tiefste überzeugt war und weil er wusste, dass er immer an seiner Seite war und ihm die Kraft zum Handeln geschenkt hat.

Die Welt kennt nur das Ende, wir Christen haben ein Ziel,auf das wir zugehen. Aus dem ganzen Text von 2 Tim 4, 6 – 8. 16 -18 spricht die Gewissheit vom ewigen Leben.

Obwohl tief in jedem Menschen die Sehnsucht nach der Ewigkeit steckt, ist sie doch bei vielenMenschen verschüttet. Sie setzen nur auf das Diesseits und hoffen in dieser Zeit auf die Erfüllung ihrer Wünsche. Darum muss das Leben möglichst lange dauern, damit auf dieser Erde alles noch erledigt werden kann. So freuen sich die Menschen, wenn sie 80 oder 90 Jahre alt werden. Dann aber ist für sie alles vorbei.   Früher wurden die Menschen nur 50 oder 60 Jahre alt; aber sie hatten eine Ewigkeit vor sich. Das ist der Unterschied!

Unser christlicher Glaube spricht von einem „ himmlischen Reich“  , in das wir gelangen sollen. Der zweite Paulusbrief an Timotheus  spricht von einem „ Aufbruch“. Das deutet nicht auf ein Ende hin, sondern auf einen Neubeginn bei Gott.

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Die tragende Kraft der Liebe

Die tragende Kraft der Liebe

25.11.2015 / Geistliches Wort / Monsignore Ortwin Gebauer
 

Immer wieder hört man von Ängsten, die die Menschen beunruhigen; oft werden sie verdeckt, aber sie nagen in der Tiefe an der Wurzel des Lebens. Woher mag das kommen? Ich erinnere mich eines Gesprächs mit einem Afrika – Missionar. Er erzählte mir von der Angst, welche die Eingeborenen vor ihren Naturgöttern und den Geistern haben, und fügte hinzu: Wenn diese Menschen zum Glauben fänden und getauft würden, weiche die niederdrückende Angst, und eine tiefe Geborgenheit erfülle sie. So spürbar wie da sei ihm noch nie die von Lebensängsten befreiende Macht des christlichen Glaubens begegnet.

Bietet diese Erfahrung einen Schlüssel auch für die Frage nach unseren Ängsten? Wir teilen nicht den Glauben jener Menschen an Götter und Geisterwelt. Und doch gibt es Ängste. Warum? Doch deshalb, weil es uns an einer letzten Geborgenheit fehlt. Das hat wohl zu tun mit der heute verbreiteten Haltung, die meint, ohne Gott auskommen zu können.

Wir alle brauchen ein Fundament, etwas, das uns trägt, und zwar so trägt, dass wir uns darauf verlassen können. Die Kraft, die uns trägt, ist die Liebe, nicht unsere Liebe, sondern jene, die uns geschenkt wird. Denn niemand kann sich selbst tragen. Die tragende Kraft der Liebe erfahren wir alle. Eheleute wissen sich getragen von der Liebe ihres Partners. Kinder wissen sich getragen von der Liebe der Eltern, wir alle wissen uns getragen von der Liebe guter Menschen, auf die Verlass ist. Aber das in allen Lebenslagen – selbst im Sterben – tiefste tragfähige Fundament ist Gottes Liebe. Sie schenkt uns eine Geborgenheit, die uns keine Macht der Welt nehmen kann.

Monsignore Ortwin Gebauer

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