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Worte zum Osterfest 2023



Ostern 2023

Gedanken zum Johannesevangelium 20,3-8 

Es gibt ein weniger bekanntes Sprichwort, das sagt: Liebe macht sehend. Wer von uns hat es nicht schon selbst erlebt, dass Liebe den Blick weitet und z.B. einen Menschen ganz anders erscheinen lässt.

Menschen, die sich lieben, sehen nicht nur das Äußere, sie sehen Qualitäten, Eigenschaften, Stärken im Anderen, die den Mitmenschen verborgen bleiben. Mit den Augen der Liebe sieht man mehr und sieht man besser.

Gilt dies nicht gerade für die Osterbotschaft in besonderer Weiße Die beiden Jünger, Petrus und der Jünger den Jesus liebte, eilten zum Grab. Beide sehen sie das gleiche, das leere Grab und die Leinenbinden. Aber nur von dem Jünger, den Jesus liebte, heißt es: „Er sah und glaubte“ (Joh 20,8).

Weil dieser Jünger Jesus liebte, deshalb ist für ihn das leere Grab das Zeichen dafür, dass der Herr lebt. Die Liebe ist es also, die diesen Jünger zum Glauben an den auferstandenen Herrn führt. Auch wir Menschen von heute werden den Glauben an den auferstandenen Herrn nur finden, wenn wir ihn lieben. Diese Liebe zu Jesus aber kann nur wachsen, wenn wir uns auf sein Wort einlassen. Je mehr wir dies tun, umso mehr wird er sich uns selber zeigen und unsere Liebe zu ihm wachsen. Dann aber gibt es keinen Zweifel mehr, dann werden wir mit den Augen des Herzens sehen und glauben.

 Allen – besonders aber den Menschen in der Ukraine und in Syrien – gesegnete und hoffnungsvolle Ostern!

 Msgr. Ortwin Gebauer

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Der Heilige Geist - sein Wirken heute

 

Ort der Anwesenheit und der Erfahrbarkeit des Gottesgeistes ist das moralische Bewusstsein des Menschen. Es ist mit dem Menschsein gegeben. Das Gewissen ist das Organ für die Wahrnehmung des Heiligen Geistes. Jeder Mensch hat das sozusagen angeborene Wissen, das er bei sich und bei allen anderen stets voraussetzt: Ich bin dem Guten absolut verpflichtet. Ich lebe unter dem unbedingten Anspruch, das Gute zu erkennen und das Gute zu tun und nur das Gute zu tun. Ich bin nicht total festgelegt, nicht vollständig determiniert, sondern auch frei und zugleich verantwortlich. An mich ergeht beständig ein Wort von oben, dem ich Antwort zu geben habe. Nur so werde ich meiner Verantwortung gerecht. Die rechte Antwort besteht darin, dass ich das und nur das tue, was gut ist für mich, für alle anderen, für die Welt, dass ich so selbst gut werde und den Pegelstand des Guten in der Menschheit anhebe. So mache ich Tag für Tag, Stunde für Stunde meine ganz persönliche Heilig-Geist-Erfahrung.

Ich erfahre aber auch das Wirken des Heiligen Geistes in meiner Umgebung und weltweit. Wo die Menschen sich um die Erkenntnis des Wahren und Guten bemühen, wo Menschen auf die Verwirklichung des Guten bedacht sind, gerade auch dort, wo ihnen dabei Verzicht abverlangt wird, wo sie dabei Benachteiligung in Kauf nehmen, im Extremfall sogar ihr Leben drangeben, da wird das Wirken des Heiligen Geistes und damit der Heilige Geist selbst wahrgenommen. Wo also Menschen aufrichtig beten und lieben, wo sie wahrhaftig und treu sind, wo sie sich versöhnen und wo sie verzeihen, teilen und aufrichten, wo sie trotz allem nicht verbittern und verzweifeln, wo sie trösten und helfen, da ist der Heilige Geist am Wirken und erfahrbar.

An einem Punkt der Geschichte machten und machen Menschen eine unüberbietbare Heilig-Geist-Erfahrung: in Jesus von Nazareth. Diejenigen, die den irdischen Jesus erlebten und sich ihm öffneten, nannten ihn: hebräisch Messias, griechisch Christus, zu deutsch Gesalbten: den vom Geist Gottes Gesalbten, den vom Geist Gottes Erfüllten. In ihm begegneten sie dem Guten schlechthin, Gott. Es wurde ihnen zur Gewissheit: Wenn wir in Verbundenheit mit ihm leben und unser Existieren an ihm orientieren, dann haben wir die höchste Möglichkeit, human zu werden und zu humanisieren, aus unserem Leben das Beste zu machen und den Mitmenschen in der bestmöglichen Weise zu dienen.

„[…] Wo wirklich gelebtes Christentum erfahren wird, überall dort wird auch heute der Heilige Geist als anwesend und wirksam erfahren.“ (Anton Schlembach)

Der Heilige Geist, der Geist des Friedens, führe mit seinem Licht und seiner Stärke alle Bemühungen um die Beendigung des Krieges in der Ukraine und in Syrien zum Erfolg!

 

Allen ein gesegnetes Pfingstfest!

Mindelheim, 30.05.2022, Msgr. PhDr. Ortwin Gebauer M. A.

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